Immer wieder sehen wir Portfolios, die auch in Rohstoff-ETFs oder Fonds investieren. Ob dies Sinn macht, erfährst du in diesem Beitrag.
Was sind Rohstoffe?
Bevor wir entscheiden können, ob sich eine Investition in Rohstoffe lohnt, müssen wir zuerst die 4 verschiedenen Arten von Rohstoffen unterscheiden:
Edelmetalle wie Gold und Silber sind bei Anlegern beliebt, da sie eine lange Tradition als sichere Anlage haben. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten oder bei hoher Inflation können Edelmetalle als Absicherung gegen Währungsrisiken und Kapitalverluste dienen.
Industriemetalle wie Kupfer (Dr. Copper), Aluminium und Zink sind in hohem Masse von der globalen Konjunktur abhängig, unterliegen langen Zyklen und weisen ein entsprechend hohes Volatilitätsrisiko auf.
Energierohstoffe wie Öl und Gas sind wichtige Rohstoffe für Industrie und Transport. Investitionen in Energierohstoffe können von der globalen Energienachfrage abhängen und daher einem hohen Volatilitätsrisiko unterliegen.
Agrarrohstoffe wie Mais, Weizen oder Sojabohnen können für Anleger interessant sein, da sie tendenziell eine geringere Korrelation mit Aktien und Anleihen aufweisen. Die Preise von Agrarrohstoffen können jedoch stark schwanken, da sie von verschiedenen Faktoren wie Erntemenge, Wetterbedingungen und globaler Nachfrage beeinflusst werden.
Was sind die Eigenschaften von Rohstoffen?
Rohstoffe bieten Inflationsschutz und wären tatsächlich eine interessante Anlageklasse.
Doch die Lagerkosten sind bei den meisten Rohstoffen hoch und landwirtschaftliche Produkte verderben sogar. In die meisten Rohstoffe kann deshalb nicht direkt, sondern nur indirekt über sogenannte Terminkontrakte investiert werden.
Konkret bedeutet dies, dass beispielsweise Öl nicht heute (am ’Spotmarkt’), sondern auf einen Zeitpunkt in der Zukunft gekauft wird (’Terminkontrakt)’.
Aufgrund von Lagerkosten und erwarteter Inflation sind die Preise in der Zukunft meist höher. Finanzexperten sprechen hier von “Contango”.
Am Beispiel von Weizen sähe das also in der Regel dann so aus:
Hier siehst du, dass der Preis (vertikale Achse) von Weizen in der Zukunft (in x Monaten auf der horizontalen Achse) höher ist als heute (Zeitpunkt 0).
Sobald das Datum des Futures-Kontrakts erreicht ist, verfällt dieser und der Fonds muss einen neuen Termin-Kontrakt abschliessen, oft zu höheren Kosten. Ein Anleger in solche Futures-Kontrakte verliert also schon aus diesem Grund in der Regel im Verlauf der Zeit Geld.
Und wie haben sich Rohstoff-Fonds in der Vergangenheit entwickelt?
Als Beispiel können wir uns den beliebten “UBS ETF (IE) CMCI Composite SF UCITS ETF (USD) A- acc” anschauen: in den letzten 10 Jahren hat dieser Fonds in USD rund 10%, oder weniger als 1% pro Jahr, erwirtschaftet.
Mit der in Schweizer Franken (CHF) abgesicherten Anlageklasse hättest du sogar Geld verloren:
Dieser Rohstoff-Fonds investiert breit über alle Anlageklassen im Rohstoff-Sektor mit folgenden Gewichten: Energie: 32.1%, Landwirtschaft 30.8%, Edelmetalle und -steine 6.5% und Nutztiere 4.6%. Die genaue (derzeitige) Zusammensetzung siehst du hier:
Würde der Fonds nicht in Gold investieren, wäre die Rendite übrigens noch schlechter ausgefallen, doch dazu später mehr.
Das gleiche Bild ergibt sich bei ETFs, die in Rohstoffe investieren. Als Beispiel können wir uns den Amundi Bloomberg Equal-weight Commodity ex-Agriculture UCITS ETF Acc in Euro anschauen:
Das Problem besteht also unabhängig davon, ob du in einen Fonds oder einen ETF investierst:
Was bedeutet das für dich?
‘Traditionelle’ Rohstoff-Fonds sind bei Anlegern sehr beliebt, da sie zur Diversifikation des Portfolios beitragen. Allerdings ist die erwartete Rendite meist sehr gering und in vielen Fällen sogar negativ. Eine langfristige Anlage in derartige Produkte macht also meist keinen Sinn. Es existieren auch Rohstoff-Fonds, welche die Investitionen in Termin-Kontrakte optimieren, und historisch teilweise besser abgeschnitten haben. Dies musst du aber genau analysieren, damit du die Risiken und Chancen auch verstehst.
Ist dies auch bei Edelmetallen der Fall?
Es gibt es bei Rohstoffen aber eine wichtige Ausnahme: Bei Edelmetallen wie Gold und Silber sind die Lagerhaltungskosten sehr gering und Edelmetalle verderben auch nicht. Somit kann ein ETF oder Fonds direkt ohne den Umweg über Termin-kontrakte in Edelmetalle investieren.
Inwiefern Gold- und Silber in dein Portfolio passen und worauf du dort achten musst, erfährst du in unserem Blogbeitrag über dieses Thema.
Happy investing!
Jeff Haindl & Reto Rauschenberger
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